Schlangenköpfe – Amphibien unter den Fischen

Channa – farbenprächtige Fische

Als ich nach Trebur gezogen bin, hatte ich das Glück, dass es in der Nähe ein großes Zoogeschäft gab, in dem das Fischsortiment deutlich von dem normaler Zoogeschäfte abwich. So fanden sich dort große Raubfische, viele Barsche, aber auch ganz ungewöhnliche Fische, die ich vorher selbst nie in einem Zoogeschäft gesehen habe. Da ich grundsätzlich immer sehr neugierig bin, habe ich mir die Aquarien ganz genau betrachtet und nachdem ich auch mit den Verkäufern ins Gespräch kam, merkten die schnell, dass ich mich auch für diese besonderen Fische interessiere. Eines Tages sprach mich ein Verkäufer an und zeigte mir einen wunderhübschen, großen Fisch, den ich zuvor noch nie gesehen hatte, einen Schlangenkopf. Genauer gesagt, Channa aurantimaculata.

Channa aurantimaculata – Männchen. Man beachte den bulligen Kopf!

Sie hatten mehrere Exemplare davon in einem großen Becken schwimmen und ich war von Anfang an fasziniert von dem Farbenspiel, den blau irisierenden Anteilen in den Flossen und der Größe der Fische. Sie waren damals etwa 25 cm lang. Der Verkäufer erklärte mir, wie man den Fisch grundsätzlich halten muss und dass sie insgesamt bis 45 cm Länge erreichen können. Damit war der Fisch erst mal für mich kein Thema. Allerdings hat mich die Farbenpracht und die besondere Form dieser Fische nicht mehr losgelassen und so hab ich überlegt, wie ich diese Fische unterbringen könnte. Und wenn ich mir erst mal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann dauert es nicht lang, dann setze ich das auch um.

Channa lieben Höhlen – Weibchen. Man beachte den Torpedo-förmlichen Kopf

Spätestens zwei Wochen später kaufte ich die ersten zwei Fische. Das war unvermeidlich. Damit begannen aber auch die Probleme: Schlangenköpfe können mitunter sehr aggressiv gegenüber Artgenossen reagieren und man sollte sie möglichst allein halten. Eine Alternative wäre, mehrere Jungtiere zu kaufen, damit sich aus dieser Gruppe dann Paare bilden können. Laut Literatur können nur harmonisiernde Paare miteinander vergesellschaftet werden. Dadurch, dass die Tiere aber schon recht groß waren – also keine Jungtiere im klassischen Sinne mehr – und der Preis auch recht hoch war (circa 100 €), konnte ich mir nicht mehrere Tiere leisten.

Die beiden Fische brachte ich zunächst jeweils einzeln in 1 m Becken unter.

Ganz wichtig bei der Haltung von Schlangenköpfen zu wissen ist, dass diese Tiere Ausbruchskönige sind. Sie können nicht nur Luft atmen, sondern können auch aktiv das Wasser verlassen und wandern in ihrer Heimat an feuchten Tagen so von einem Gewässer zum nächsten. Ich hatte die Aquarien meiner Channa mit Plexiglasplatten abgedeckt und durch die Beleuchtung so beschwert, dass dadurch kein Entkommen möglich war. Aber kaum waren die Tiere bei mir eingezogen, habe ich mich gewundert, warum ich tagsüber immer wieder laute Schläge gehört habe. Erst nach einer gewissen Zeit wurde mir klar, dass das meine Channa waren, die gegen den Deckel sprangen! Nach der Lautstärke dieser Schläge zu urteilen musste da auch eine ganz schöne Wucht dahinter stecken. Das ließ erst nach einiger Zeit nach und hörte dann ganz auf.

Mir ist auch während der ganzen Zeit nur einmal ein Channa wirklich aus dem Aquarium entkommen. Ich (und vor allem er!) hatte sehr großes Glück, dass ich ihn rechtzeitig gefunden habe und er somit überlebt hat.

Bitte das Aquarium komplett ausbruchssicher abdecken. Abdeckung gegebenenfalls beschweren!

Einfach, aber zweckmäßig

Ich verwende zur Abdeckung 8 mm Plexiglas, in das ich zum Luftaustausch Löcher bohre. An den Ecken beschwere ich die Platten mit Pflastersteinen. Funktioniert! Für die Schläuche wurde eine Ecke abgeschrägt.

Gefüttert wurden die Channa mit Stinten, Regenwürmern und anderen wirbellosen Tieren. Sehr gerne fangen die Channa auch Insekten von der Wasseroberfläche (Heimchen, Grillen). Das macht Spaß. Die Fische machen dann auch hörbare Geräusche beim Fressen.

Durch diese hochwertige Nahrung wachsen die Fische relativ schnell auf 30-35 cm Größe heran. Wochen später hatte das Zoogeschäft Tag der offenen Tür und es wurden auch Spezialpreise angeboten und somit auch die Schlangenköpfe etwas günstiger. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und erwarb noch zwei weitere Exemplare. Diese wurden ebenfalls getrennt in jeweils 1 m Becken untergebracht.

Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, diesen Fischen beim Fressen und beim Schwimmen zuzusehen, deren Bewegungen außergewöhnlich schlangenartig für Fische sind. Das Farbenspiel durch den unterschiedlichen Lichteinfall ist ständig anders – das fesselt so sehr, dass man komplett die Zeit vergisst.

Channa aurantimaculata – Weibchen

Parallel habe ich in den Foren und im Internet nach Beiträgen gesucht, um diese Fische besser kennen zu lernen und zu verstehen. Im Internet gibt es viele Berichte darüber, dass selbst harmonisierende Paare sich während oder nach erfolgreichen Jungenaufzucht bekämpft und auch getötet haben. Das hat mir natürlich Angst gemacht.

Das größte Problem war für mich zunächst überhaupt unterscheiden zu können, ob ich ein Männchen oder ein Weibchen vor mir habe, denn dazu sind die Angaben im Internet zu unterschiedlich und durch das Vorhandensein nur von wenigen eindeutig als Männchen oder Weibchen bestätigten Exemplaren ist es schwer möglich, tatsächliche Unterschiede bei Einzelindividuen festzustellen. Man bräuchte hier eine große Menge an Fischen, bei denen auch nachweislich das Geschlecht bekannt ist, um einen genauen Blick dafür zu entwickeln, welches Geschlecht man vor sich hat. Nach vielen Recherchen kristallisierte sich für mich heraus, dass es die Männchen sind, die massive Köpfe entwickeln und die Weibchen eher einen schmalen torpedoförmigen Kopf haben. Nach diesen Kriterien sortiert hatte ich die Fische auch gekauft. Allerdings hab ich damals noch gedacht, dass es genau umgekehrt sein würde, also die Tiere mit den massiveren Köpfen die Weibchen seien.

Ich habe auch den Eindruck, dass die Männchen mehr irisierendes Blau in ihren Flossen haben. Aber dazu müsste man viel mehr Tiere vergleichen, um nicht einem statistischen Zufall zum Opfer zu fallen.

Männchen erkennt man meiner Meinung nach an dem deutlich massigeren Kopf und der häufigeren Aufblähung des Kehlsacks. Im Bild oben erkennt man das deutlich. Die Kerbe ist übrigens eine alte Verletzung eines Kampfes zwischen ihm und einem Weibchen.

Da es sich bei Channa aurantimaculata um Maulbrüter handelt, ist es eigentlich logisch, dass die Männchen die größeren Köpfe benötigen, da sie die Jungen im Maul ausbrüten. Die Weibchen bleiben hingegen in der Nähe sorgen für Futter, indem sie unbefruchtete und taube Eier als Erstnahrung für die Jungfische ins Wasser entlassen. Das deutet darauf hin, dass die Art nach der Winterruhe recht früh Nachwuchs hat und noch nicht genügend Futter zur Verfügung steht.

Channa aurantimaculata leben im Einzugsgebiet des Brahmaputra im Assamgebiet. Gegen Winter trocknet die Region aus und die Tiere ziehen sich in Schlammhöhlen zurück. Wenn das Wasser wieder steigt, kommen die Geschlechter zur Paarung zusammen und vereinzeln sich dann wieder. Das passt zu meinen Erfahrungen, dass die Tiere im „Winterquartier“ friedlich zu einander sind. Die läuten selbst die Zeit ein, indem sie immer weniger fressen.

Als es auf den Herbst zuging und ich die Temperatur des Wassers herunter fuhr, setzte ich in jedes Becken zwei Tiere als vermeintliche Paare zusammen. Alle Tiere waren etwa gleich groß und zunächst war die Vergesellschaftung auch ohne Probleme möglich. Die Tiere wurden dann für mehrere Monate in einem dunklen Raum bei circa 16-19° gehalten. Während dieser Zeit wurden die Tiere nicht gefüttert und nur ab und zu das Wasser gewechselt. Die Tiere verhielten sich friedlich ruhten zeitweise sogar eng beieinander.

Es geht zeitweise auch so!

Ich war darüber sehr glücklich, da ich davon ausging, nun harmonisierende Paare zu haben. Ab März erhöhte ich dann die Zimmer- und damit auch die Wassertemperatur. Es hat keine zwei Tage gedauert da bemerkte ich heftige Kämpfe in beiden Becken und ich musste jeweils einen Fisch sofort aus dem Becken entfernen. Für einen Fisch kam leider jede Rettung zu spät, der andere war schwer verletzt und wurde in ein Extrabecken überführt. Leider war aber auch der zweite Fisch so stark verletzt, dass er trotz Behandlung nicht zu retten war. Das hat mich doch ziemlich schockiert. Somit waren alle Horrorgeschichten, die ich im Internet gelesen habe, doch wahr.

Etwas resigniert dachte ich – okay, ich halte dann einfach die zwei Exemplare für immer getrennt.

Da diese großen Fische nicht gerade zu den häufig gekauften Fischen zählen, habe ich im Frühjahr in meinem Zoogeschäft dann weitere zwei Exemplare gekauft, um sie dann bei einem erneuten Versuch mit den verbliebenen Tieren zu vergesellschaften. Dazu wollte ich aber im Gewächshaus oder im Freiland ein großes Becken schaffen. Allerdings wirkte der Schock über die Tötung von zwei Exemplaren derart nach, dass ich mich nur zaghaft darüber nachdenke, die Tiere erneut zusammen zu setzen. Ein kurzer Versuch in einem großen GfK Becken letztes Jahr im Garten hat bei der kleinsten Streitigkeit bei mir wieder eine solche Panik ausgelöst, dass ich die Tiere kurz danach wieder getrennt habe.

Freilandanlage mit 4 Tieren in einem 1000 L GFK Becken

So halte ich die Tiere bis heute. Ein kurzes Zusammensetzen zweier Tiere in meinem 2m Panoramabecken ging 2 Wochen sehr gut, bis dann wieder der große Streit ausbrach.

Versuch einer Vergesellschaftung

Inzwischen leben sie einzeln in größeren Becken und sind zum Teil 45 cm lang. Die Tiere verhalten sich dabei sehr unterschiedlich, manche kann man sehr gut mit der Hand füttern, andere springen einem förmlich entgegen, wieder andere sind eher zurückhalten scheu und fressen nur, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Ich habe diese Tiere nun bereits über drei Jahre und habe sie eingehen studieren können. Es handelt sich meines Erachtens um recht intelligente Fische, die alles in ihrer Umgebung beobachten, die gegenüber anderen Fischen friedlich sind, wenn sie nicht zu klein sind, dass sie gefressen werden können. Sie bewegen sich majestätisch durchs Wasser und können dabei auch sehr hoch springen, vor allen Dingen, wenn man den Deckel offen hat, um beispielsweise die Scheiben zu säubern oder mit der Fütterung zu beginnen. Da muss man aufpassen, dass einem die Fische nicht aus dem Becken springen. Es ist mir verschiedentlich auch passiert, dass die agilen Tiere mir vor lauter Gier in den Finger gebissen haben. Das ist aber nur kurz schmerzhaft und nicht weiter schlimm.

Meine Channa lieben ihre Röhren und teilen sie auch mit anderen Fischen.

Alle meine Tiere haben Röhren, in die sie sich zurückziehen können und ich achte auch weiterhin auf die Überwinterung bei Temperaturen um 16-19°, um den Tieren den natürlichen Jahreszeiten-Rhythmus zu ermöglichen. Dies soll eine wichtige Voraussetzung für die Gesunderhaltung dieser Tiere sein. Ob ich es dieses Jahr erneut wage, die Tiere zusammenzusetzen, kann ich noch nicht sagen, da ich zur Zeit noch keine Vorstellung habe, wie ich das ohne Risiko tun könnte. Berichte, dass Paare sich selbst während der Aufzucht der Jungen getötet haben, lässt vermuten, dass wir nicht alle Gründe für dieses aggressive Verhalten kennen. Damit kann man auch schlecht vorhersehen oder voraussagen, wodurch diese Aggression ausgelöst werden. Ich möchte keines dieser schönen Tiere wieder verlieren. Ein Tier lebt in der Zwischenzeit in einem großen Panoramabecken zusammen mit Arowanas und roten Oscars. Hier kann man das Tier auch tagsüber sehr schön beobachten und abends zieht sich meistens in seine Röhren zurück. Der Traum, dass das mit mehreren Exemplaren in einem großen Becken gelänge, den hab ich ausgeträumt. Natürlich wäre die Vermehrung dieser spannenden Fische sehr, sehr interessant. Aber wenn es das Risiko bedeutet, Tiere zu verlieren, ist es mir diese Erfahrung nicht wert.

Andere Arten

Während all dieser Zeit habe ich natürlich auch noch nach anderen Schlangenköpfen Ausschau gehalten. Diese Gattung ist ja sehr umfangreich und beherbergt eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Arten. Darunter finden sich auch große bis sehr große Arten (z.B. Channa micropeltes, der bis zu 1,30 m Länge erreicht), aber auch recht kleine Arten, die dazu noch sehr gut in Gruppen zu halten sind.

Manche Schlangenköpfe sind derart gefräßige Räuber, dass ausgesetzte Exemplare an manchen Orten zu invasiven Eindringlingen wurden und dadurch ein komplettes Einfuhrverbot verhängt wurde. Andererseits sind seltene Arten so begehrt, dass vor allem in Asien Spitzenpreise bezahlt werden (z.B. Channa barca)

Da die großen Arten für mich nicht infrage kommen, habe ich nach den kleineren Arten gesucht. So pflege ich beispielsweise ebenfalls seit 3 Jahren eine kleine Gruppe Channa bleheri oder Ch. Brunnea. Gekauft habe ich sie als Channa bleheri, je älter sie wurden, umso mehr sahen sie aus wie Channa brunnea.

Diese Fische leben in einer Gruppe und machen sehr viel Spaß. Sie verändern im Tageslauf öfter ihre Farbe und wirken dadurch jedes Mal anders. Ihr Sozialverhalten ist sehr spannend – da braucht man kein Netflix mehr. Auch diese Tiere machen bei mir eine Winterruhe durch. Die Ernährung ist ähnlich wie bei Channa aurantimaculata, aber diese Art frisst auch Granulatfutter und Mückenlarven. Selbst Daphnia wird gefressen – trotz des Riesenmauls.

Vorletztes Jahr habe ich mir auch drei wahnsinnig schöne, neonblau irrisierende Channa aristonei gekauft, die aber leider trotz guter Haltung recht bald an einer Pilzerkrankung gestorben sind.

Später hatte ich noch das Glück, zwei Exemplare von Channa gachua (?) zu erwerben. All diese Arten bleiben relativ klein und werden maximal 20-25 cm lang. In der Haltung sind alle diese Arten ähnlich wie für Channa aurantimaculata beschrieben. Sie alle sind gefräßige Tiere, die man nicht überfüttern darf, auch wenn es verlockend ist.

Channa gachua

Man muss sich wirklich gut überlegen, ob man sich an diese Tiere heranwagt, denn man muss einiges in Kauf nehmen und beachten. Sinnvoll und nötig wäre natürlich schon, dass man diese schönen Fische nachzüchtet, um Wildfänge zu vermeiden. Die Arten werden in ihrer Heimat auch gegessen, wodurch die Gefahr erhöht wird, dass sie aussterben, zumal die Verschmutzung der Gewässer ebenfalls ein großes Problem darstellt.

Sollte ich neue Interessenten geschaffen, lasst uns gemeinsam diesen Fischen eine Zukunft in unserem Hobby bieten!

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