
Der März ist soetwas wie der Kippmonat im Jahr. Eben noch Frost, letzter Schnee und alles grau und braun, kann es ein paar Tage später plötzlich mild, bunt und schön werden. Quasi über Nacht blühen die ersten Fruchtgehölze, Hyazinthen und erste Osterglocken. Und plötzlich ändert sich alles.

Was im Februar noch lange Zeit hatte, drängt jetzt plötzlich. Entscheidend für das Erwachen der Natur sind nicht so sehr die Tagestemperaturen, auch wenn die Sonne schon deutlich wärmt. Es kommt vor allem auf die Nachttemperaturen an! Erst wenn die sich einem zweistelligen Wert näheren, beginnt das große Treiben. Und das hängt natürlich von der Gegend und dem dort herrschenden Kleinklima ab. Bei meiner Schwester im Allgäu liegt oft noch Schnee während ich schon die ersten verblühten Frühjahrsblüher wegräume.

Im Exotengarten hat man nun besonders wachsam zu sein, denn die fremden Gewächse brauchen in den Witterungswechselperioden einfach deutlich mehr Aufmerksamkeit als die angepassten Gartenpflanzen.
Die erste Aufgabe ist nun, die Pflanzen schon grob von abgestorbenen oder verfrorenen Teilen zu befreien. Das kann nach harten Frostwintern schon ganz schön an die Nieren gehen. Es ist aber wichtig, damit über die toten Pflanzenteile nicht auch noch Pilze ihren Weg in die Pflanzen finden.


Generell schneide ich meine Pflanzen immer erst im Frühling zurück, da man so zum einen genügend Masse nach Frostschäden erhält und zum anderen alte Blattmasse (Stauden, Gräser) sich selbst vor Frösten schützt. Jeder muss natürlich abwägen, wann da der richtige Zeitpunkt ist – je nach Klima. Aber es gibt eine klare Ansage der Pflanzen selbst: Sobald sich Wachstum zeigt, ist höchste Zeit für den Pflege- und Formschnitt.
Wer ein Gewächshaus hat, muss nun verstärkt ans Lüften denken und auch deutlich häufiger gießen, da die Sonne die Gewächshäuser schnell und stark aufheizt. Wir müssen unbedingt aufpassen, dass die dort gut überwinterten Pflanzen nicht zu schnell ins Treiben kommen, denn das büßt man dann später beim Ausräumen. Sonnenbrand, verweichlichte Triebe oder provozierte Schäden durch Spätfröste sind dann die Folge.

Wer mutig ist – so wie ich – stellt auch alles, was einstellige Temperaturen bis null Grad ertragen kann, bereits raus. Natürlich ist das ein Wagnis und ich habe nicht nur einmal Vieles wieder ins Gewächshaus geräumt. Aber der Lohn sind andererseits gut abgehärtete Pflanzen, die gut in die Saison starten! Wer natürlich ein automatisch gesteuertes Gewächshaus hat, kann sich da mehr Zeit lassen. Bei mir ist Vieles einfach und provisorisch – das muss man mit Köpfchen und Muskelkraft ausgleichen…
Merke: Lieber ein gewagter kühler Platz draußen im Garten als eine zu lange andauernde warme oder zu dunkle Überwinterung im Haus oder im Keller!
Agapanthus, etliche Palmen (Brahea, Livistonia, Sabal, Phoenix), aber auch Dicksonia oder Solanum können gut raus. Brugmansia ist gewagt, aber wenn sie alternativ im dunklen Keller (wie bei mir) oder in der Garage steht würde, sollte sie auch bereits an einen geschützten sonnigen Platz gestellt werden. Viele Exoten sind gar nicht so empfindlich wie man oft liest („nicht unter 15 Grad“), aber unsere typische Kombination aus kalt und NASS ist das eigentliche Problem. Viele Kübelpflanzen ertragen Kälte an regengeschützten Stellen deutlich besser.

Bei mir kommen auch die kälteverträglichen Bananen der Gattung Musa (Nicht Musa acuminata-Sorten!), Ensete oder Musella raus. Zum Teil pflanze ich sie auch schon aus. Zur Not werden sie nachts in Decken gewickelt. Das klappt prima. Auch Zieringwer kann an die frische Luft! Es gibt einige interessante Arten, die erstaunlich hart sind. Darüber schreibe ich mal gesondert!



Mit beginnendem Wachstum sollte man auch mit dem Düngen beginnen. Düngen mit mineralischem Dünger wird ja in der neueren Zeit kritisch gesehen, gilt als umweltschädlich. Aber exotische Pflanzen müssen in der Kürze unserer Vegetationsperioden oft viel Kraft ins Wachstum stecken (Bananen!), da braucht es einen guten Dünger. Welcher genommen wird, mag jeder für sich selbst entscheiden. Ich schwöre auf meinen HaKaPhos grün für das vegetative Wachstum und auf HaKaPhos rot zur Unterstützung der Blütenbildung und zur Ausreifung der Gewebe für einen guten Winterschutz.
Der März ist auch der richtige Zeitpunkt mit der Aussaat von Sommerblühern oder Gemüse zu beginnen. Das macht aber nur Sinn, wenn man einen sehr hellen und warmen Platz zur Verfügung stellen kann. Langezogene, dünne Sämlinge sind oft nicht der Mühe wert. Ich hab so einen Platz leider nicht, da meine Gewächshäuser nicht mehr geheizt werden und jetzt auch Schildkröten beherbergen, die den Winter über im Keller ihre Winterruhe durchmachten. Wer zur Aussaat mehr wissen will, möge sich an anderer Stelle informieren.

Wer einen Teich hat, sollte jetzt dringend noch die Zeit vor dem Austrieb und dem Ablaichen der Amphibien nutzen, um möglichst viel abgestorbenes Pflanzenmaterial und Algen aus dem Wasser zu entfernen. Das ist wichtig, um dem Wasser möglichst viele Nährstoffe zu entziehen, was wiederum für klares Wasser sorgt und gegen Algenwachstum wirkt.

Wer keine Geduld oder kein gutes Auge hat, sollte das entfernte Material einige Zeit direkt am Teichrand liegen lassen, damit Lebewesen wieder ihren Weg zurück in den Teich finden. Das Ergebnis ist ein sauberer, gesunder Teich.

Wer Nistkästen hat, sollte jetzt schnell noch schauen, ob sie sicher hängen oder noch gesäubert werden müssen. Man sollte sich aber zuvor versichern, dass sie nicht schon besetzt sind. Meisen sind früh dran!

Was zu tun ist:
- Rückschnitt und Ausputzen der Gartenpflanzen
- Ausräumen der robusten Kübelpflanzen
- Lüften des Gewächshauses
- Aussaat von Sommerblühern
- Pflanzen von robusten Zwiebeln oder Knollen
- Teich säubern, dabei auf Amphibien achten
- Nistkästen kontrollieren
- Erste Düngung
- Balkonkästen mit Frühjahrsblühern bepflanzen (Bienenmahrung!)
- Wetter beobachten und gegebenenfalls für temporären Frostschutz sorgen
- Gießen nicht vergessen!

Ich wünsche allen Hobbygärtnern eine tolle Gartensaison 2023!

