Die empfindliche Kamelie Camellia japonica

Camellia „Hiodoshi“

Jetzt ist wieder die Zeit, in der in jeder Gärtnerei Kamelien ihren großen Auftritt haben. Bekannt als recht hochpreisig und exotisch hat diese Pflanze schon immer etwas Aristokratisches an sich. Vermutlich rührt das daher, dass Sie früher in den Orangerien der Adelshäuser gepflegt wurde.

Neben diesem exklusiven Touch ist die Pflanze auch als sehr empfindlich verschrien. Und das hängt mit einem großen Mißverständnis zusammen: KAMELIEN SIND KEINE ZIMMERPFLANZEN!

Camellia sasanqua (Sorte unbekannt, vermutlich „Joan“)

Tatsächlich ist das das große Problem der Kamelien in unserem Klima zu suchen. Die Wohnräume sind (inzwischen) zu warm und das Klima draußen im Winter oft zu kalt. Die größere Gefahr ist allerdings – wie ich mittlerweile erleben musste – die extreme Hitze und Trockenheit im Sommer. Von einer stattlichen Sammlung ist nach den letzten trockenen Sommern nahezu nichts mehr übrig. Frost war in meinem Garten nie das Problem.

Wer den Namen Camellia japonica liest, könnte denken, dass die Pflanzen allesamt aus Japan stammen. Das ist aber falsch, sie kommen in einer großen Region in Südostasien vor. Es gibt tatsächlich auch eine Camellia sinensis, die chinesische Kamelie. Und aus dieser Art mit ihren Sorten wird etwas produziert, was wir alle kennen: Schwarzer oder grüner Tee. Habt ihr das gewusst?

Camellia sinensis „Assam“

Darüber hinaus gibt es noch weitere Arten und Hybriden, deren Nennung hier aber den Rahmen sprengen würde.

Typisch für die Herkunftsregionen ist das feuchte Klima, teils durch die Höhenlage bedingt, aber auch durch Lorbeerwaldgesellschaften oder die Küstenlage. Dieses wichtige Kleinklima ist die Grundvoraussetzung für das gute Gedeihen. Man darf daraus aber nicht schließen, dass Kamelien Schattenpflanzen sind. Sie brauchen stundenweise Sonne, um genügend Blüten zu bilden. Und diese Bedingungen zu schaffen ist inzwischen nicht mehr so einfach.

Meine Kamelien-Sammlung in meinem letzten Garten in Langen

Zunächst etwas zögerlich, dann immer mutiger, habe ich meine Kamelien in meinem Garten in Langen ausgepflanzt und dort wuchsen sie im diffusen Schatten hoher Bäume sehr gut und plötzlich war die Pflege dieser „empfindlichen“ Pflanzen ganz simpel.

Camellia „Dr. Burnside“

An den beiden oberen Bildern kann man gut sehen, wie vital und üppig die Kamelien wachsen und blühen.

Wenn die Kamelien ausgepflanzt werden, sind sie aufgrund des wesentlich größeren Bodenraumes auch viel besser feucht zu halten. Das ist für diese klassischen Moorbeetpflanzen ein weiterer wichtiger Schlüssel zum Erfolg! Nur in einem lockeren, sauren und feuchten Substrat fühlen sich die Pflanzen wohl. Lehmige Gartenböden scheiden aus. Humusreicher „Waldboden“, wie er in alten Gärten um alte Bäume herum vorkommt, ist ideal.


Merke: Kamelien brauchen saure, immer leicht feuchte Erde, frische Luft, Sonne ohne Hitze und einen windgeschützten Platz im Freien!

Kamelie mit Früchten (beachte die Kalkflecken auf den Blättern)

Haben sich Kamelien erst einmal etabliert, blühen sie zuverlässig und setzen sogar Früchte an.

Selbst geerntete Samen von Kamelien

Will man Kamelien in Töpfen halten, muss man unbedingt für einen großen Topf sorgen, der mit strukturstarker Moorbeeterde (Hortensienerde) gefüllt wird. Nur so kann man allzu starke Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen vermeiden, die die Kamelie gar nicht verträgt.

Wichtig ist natürlich auch, immer mit kalkarmen Wasser zu gießen. Das wurde mir in meinem neuen Garten hier in Trebur zum Verhängnis, da mein Wasser hier extrem kalkhaltig ist. Und 50 große Pflanzen kann man nicht rentabel und realistisch mit Osmosewasser gießen, schon gar nicht bei 40 Grad und monatelanger Trockenheit. Das hat meine Sammlung innerhalb von 4 Jahren ruiniert. Die Pflege von Kamelien muss ich also komplett aufgeben. Ein schwerer Schlag.

So wie in den Bildern oben sieht meine Sammlung heute aus. Schwerer Boden, trotz Anreicherung mit genügend Torf, zuviel Sonne, Hitze, Trockenheit und letztlich das viele Gießen mit kalkhaltigem Wasser, haben die Kamelien ausgezehrt. Deutlich kann man die Trockenschäden (Blattverlust, eingetrocknete Knospen) erkennen, aber auch die gelblich-grünen Blätter, die ihre Ursache in dem zu hohen pH-Wert des Bodens haben. Dadurch können die Pflanzen das für das Blattgrün nötige Eisen nicht mehr aufnehmen. Das Bild unten rechts in der oberen Galerie zeigt die gleiche Pflanze („Dr. Burnside“) wie weiter oben.


Nur wenn das für das Gedeihen der Kamelien notwendige Kleinklima im Garten vorhanden ist, macht die Pflege der Kamelien Sinn!

Aber selbst, wenn die Pflanzen gut wachsen, an einem Problem kommt man nicht vorbei – die Blütezeit über die Wintermonate. Manche Sorten beginnen bereits im November zu blühen, was durch die warmen November in den letzten Jahren eigentlich gut funktioniert. Echte Winterblüher haben im Freien natürlich keine Chance. Die Mehrheit der Sorten aber blüht im Spätwinter oder im zeitigen Frühjahr. Und da wird es wirklich fies: Jede noch so schöne Knospe blüht tagsüber auf, um dann regelmäßig in der Nacht Frostschäden davonzutragen. Am nächsten Morgen ist dann die ganze Blütenpracht braun und die ganze Kamelienhecke sieht aus wie ein Komposthaufen.

Herbstblühende Kamelie (Camellia sasanqua)

Interessant sind die Pflanzen natürlich auch durch ihr kräftig grünes Laub, dass sehr an Lorbeer erinnert. Es gibt klein- und großblättrige Arten und Sorten, auch welche mit gezackten Blättern. Da sie immergrün sind, hat man auch im Winter attraktive Pflanzen. Um sie gesund zu halten, ist ein saurer pH-Wert und ein passender Dünger nötig. Ich hab meine Pflanzen immer mit HaKaPhos grün gedüngt (3g/Liter). Das ertragen diese Pflanzen nur in immer feuchten Boden. In den Hitzeperioden habe ich die Düngung eingestellt, weil das zu gefährlich war.


Auch die Blüten sind sehr vielfältig: Es gibt schalenförmige und einfache Blüten:

Camellia „San Dimas“

Natürlich gibt es auch gefüllte Blüten mit unterschiedlichen Anordnungen:

Besonders schön sind natürlich die Sorten mit mathematisch angeordneten Blütenblättern. Diese Blüten sind so wirklich einzigartig:

Wer also einen geeigneten Platz im Garten oder ein kühles Gewächshaus hat, dem kann ich nur raten, es mal mit Kamelien zu versuchen. Vor allem die Sorte „Spring Festival“ ist sehr zu empfehlen, denn sie ist reichblühend und verströmt einen angenehmen leichten Duft.

„Spring Festival“

Wer es bombastisch mag, sollte nach den extrem großblütigen Sorten Ausschau halten. Empfehlenswert sind hier „WhiteNun“, „R.L.Wheeler“ und „San Dimas“. Diese Sorten sind ein echter Hingucker, aber hier darf man nicht verschweigen, das diese Pflanzen auch schnell Knospen abwerfen. Ursachen sind hier Trockenheit, Frost oder Nahrungsmangel.

„White Nun“ – Einfach riesig!
Größenvergleiche

Auch wenn ich nun an meinem Standort sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe, heißt das nicht, dass die Pflege dieser schönen Pflanzen schwierig wäre. Es beweist nur, wie wichtig das passende Kleinklima und der vorhandene Boden sind. Kamelien sind hier wie Rhododendron oder Azaleen zu behandeln. Mit diesen Moorbeetpflanzen lassen sich Kamelien auch gut vergesellschaften! Nur wer die richtigen Bedingungen bereitstellen kann, wird Freude an den Kamelien haben!

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