Schockdiagnose Babesiose

Jünex mit mir am Rhein

Sonntag früh freue ich mich immer auf mein Frühstück, denn es gibt etwas anderes als sonst: Vollkornbrot, Bergkäse, Marmelade…guten Kaffee…da soll der morgendliche Gassigang schnell erledigt werden…

Aber letzten Sonntag ging das nicht. Jünex war nicht er selbst. Er wirkte müde und ein bisschen „klapprig“. Gut, mein lieber Jünex ist mit über 9 Jahren natürlich kein Springinsfeld mehr. Aber er verhielt sich einfach komisch.

Jünex in seinem Element

Wir sind ein Team. Da fühlt man, wie es dem anderen geht.

Während des Frühstücks merkte ich, dass er immer wieder leicht zitterte, speichelte und auch etwas fiebrig wirkte. Bei der späteren großen Gassirunde verhielt er sich aber wieder weitgehend normal und lief flott vor mir her. Aber als ich dann seinen Urin sah, dachte ich noch, der sieht anders aus. Dunkler, wie Bier. Aber es war auch schon dämmrig und ich war mir nicht sicher.

Die Nacht war unauffällig, Jünex war nur etwas unruhiger. Am nächsten Morgen kam dann der erste Schock: Sein Urin war richtig dunkel, also blutig. Der Tierarzt wird den Urin später „Cola-Urin“ nennen. Dann war klar – der Hund muss zum Tierarzt. Am Rosenmontag. Na toll.

Es war dann auch gar nicht so leicht, einen Tierarzt zu finden, der uns gleich dran nehmen kann. In Kelsterbach fand ich dann einen TA. Urin brachte ich mit. Er fragte sofort, ob der Hund in Südeuropa gewesen sei. Nein, war er nicht. Er untersuchte den Hund kurz und erkannte sofort, dass der Hund in einem kritischen Zustand sei. Er sollte in die Tierklinik. Immer noch Rosenmontag.

Der TA machte dann per Telefon gleich einen Termin in der Tierklinik Neu-Isenburg. Um 16 Uhr. Was? Das waren noch 5 Stunden!

Jünex war klapprig, pullerte blutigen Urin und ich war absolut angespannt. Aber es half nichts. Ich musste warten.

Warten, warten, warten.

Auch in der Klinik angekommen, hieß es wieder warten. Da der Verdacht Babesiose im Raum stand, aber nicht sicher war (dafür ging es Jünex offenbar noch zu gut!), wurden mehrere Untersuchungen durchgeführt. Unter anderem auch ein Blutausstrich, bei dem man die evtl. vorhandenen Erreger der Babesiose erkennen kann.

Mit Babesien befallene Blutzelle

Im Bild sieht man den beginnenden Befall im Blutabstrich. Zum Glück war ich offensichtlich schon früh zur Behandlung gekommen. In späteren Stadien sind deutlich mehr Zellen befallen. Damit war die Diagnose und auch die Behandlung klar. Zum Krankheitsbild gehört aber auch, dass die Blutgerinnung stark herabgesetzt wird und dadurch sekundär die Gefahr von inneren Blutungen besteht. Deshalb empfahl mir die Ärztin, ich solle meinen Hund die nächsten Tage „wie ein rohes Ei“ behandeln. Toben verboten!

Die Therapie ist dann eigentlich recht simpel. Der Hund erhält innerhalb von 14 Tagen zwei Spritzen mit Carbesia (Wirkstoff Imidocarb).

Jünex bekam seine Spritze und wir sind dann nach diesen Strapazen beide müde nach Hause. Er schlief recht unruhig, aber sein Verhalten ließ vermuten, dass es ihm zumindest nicht schlechter ging. Irgendwie haben wir die Nacht überstanden. Ich hab aber schon manchmal extra hingehört, ob ich ihn noch atmen höre…

Das ist kein schönes Gefühl!

Jetzt ist Ruhe angesagt

Am nächsten Morgen war ich sehr erleichtert, als Jünex wieder senkrecht stand und einen recht stabilen Eindruck machte. Als dann schon am Nachmittag der Urin wieder heller wurde, war ich wirklich erleichtert. Damit waren zwei Dinge klar: Die Diagnose war korrekt und das Medikament wirkt! Hurra!

Heute ist der Urin wieder klar wie immer, aber Jünex ist nach wie vor wenig belastbar, ruhig und irgendwie traurig. Wir kuscheln viel, damit er weiß, dass alles wieder gut wird.

Doch wie bekommt ein Hund Babesiose?

Die Erreger der Krankheit (Babesien) leben in Zecken, hauptsächlich in den großen Buntzecken wie beispielsweise der Auwaldzecke. Diese Zecken sind durch den Klimawandel vermehrt nach Deutschland eingewandert und in manchen Gebieten mittlerweile sehr häufig. Leider sind sie auch fast das ganze Jahr über (ab +4 Grad) aktiv.


Babesiose ist keine Krankheit des Südens mehr!

Auwaldzecke – Dermacentor reticulatus

Wenn man eine Infektion mit Babesien verhindern will, muss man also den Hund GANZJÄHRIG prophylaktisch gegen Zecken behandeln. Hier sollte man sich für ein systemisch wirkendes Mittel in Form eines Spot-on-Präparates entscheiden, um sicher ALLE Zecken fernzuhalten. Fragt euren Tierarzt.

Ich kann nur jedem raten, achtet auf euren Hund, denkt bei den beschriebenen Symptomen und bei braunem Urin IMMER an Babesiose und macht auch den Tierarzt darauf aufmerksam, um Fehldiagnosen und damit unnötige Zeitverschwendung zu vermeiden! Denn die kann tödlich sein!

Nochmal alles gut gegangen…

Hoffentlich ist Jünex bald wieder der „Alte“ und wir können wieder unbeschwert miteinander toben.

Hinterlasse einen Kommentar